Tuesday, March 28, 2006

lanoo-report

Teil 1: Die Karte

Was als Tag wie jeder andere begann, sollte sich bald als das Tor in eine neue Welt herausstellen. Noch ahnte ich nicht, was schon hinter der nächsten Ecke auf mich wartete, wie sollte ich auch. Auch Sie, verehrter Leser, haben ja noch keine Ahnung, vielleicht einen Verdacht. Es war etwas nicht alltägliches, aber zugleich so großartiges, dass mir für den Hauch eines Momentes das Herz still stand. Es war ein Auto. Kein ganz gewöhnliches Auto, nein, dieses Auto gehörte einer Werbefirma, beauftragt, die Innenstadt mit Plakaten zu überziehen. Doch auch das Auto selbst war überzogen mit Plakaten, mit Plakaten die für ein Konzert der Extraklasse werben sollten, für ein Konzert von Christian Anders.
Christian Anders war einst berühmt für seine Fönwelle, für seinen Charme und für Lieder über vergangene Liebe. Wer erinnert sich nicht gerne an den Zug nach Nirgendwo, "Einsamkeit hat viele Namen" und "Geh nicht vorbei als wär nichts gescheh´n" Dann gab es ein nicht näher spezifiziertes neuronales Problem, was zunächst dazu führte, dass sich Christian Anders als Karatekämpfer, in einer weiteren Ausbauphase als Wanderprediger, und schließlich als Mönch "Lanoo" versuchte. Als solcher sah er das Ende von Welt, Euro und Papst kommen und somit beste Chancen seine mittlerweile aufgestauten Geldsorgen zu beheben.
Als mein Herzschlag wieder einsetzte und meine weichen Kniee wieder zu Standhaftigkeit kamen, näherte ich mich langsam dem Wagen. In der Tat, Christian Anders sollte in die Stadt kommen. Zwar nicht in die meinige, aber in irgendeine, sogar noch im gleichen Bundesland. Mit ihm weitere Schlagerstars wie Christian Franke und Francesco Napoli, die aber kein Mensch kennt. Ehrlich, die Namen hat noch niemand je gehört. Wer jetzt denkt, das sagt mir was, der irrt. Bestenfalls im Zusammenhang mit Pasta, keinesfalls mit Musik (im weitesten Sinne).
An dem Wagen angekommen kam auch schon dessen Besatzung hinzu, die ich umgehend nach einem ebensolchen Plakat fragte. Leider leider konnten sie mir damit nicht dienen, fragten aber dennoch nach, ob ich denn da Fan sei oder wie? Dies konnte ich ruhigen Gewissens bestätigen, und so hatte man doch noch ein kleines Andenken für mich. Es handelte sich dabei um den Nachdruck des Plakates im Kleinformat und bei näherer Betrachtung um eine Freikarte.Als nächstes sah ich, wie einer der Plakatkleber mir auf die Brust schlug, aja, jetzt ging auch mein Herz wieder. Ich nuschelte irgendwas von danke und brhchah und entfernte mich, nur um gleich darauf den zukünftigen Mitkonzertbesucher darüber zu informieren, dass er demnächst was vor hat. Herr Amaretto, so sein Name, und ich sollten bald eine Reise antreten, die so schnell niemand vergisst...

Teil 2: Die Fahrt



Der große Tag war gekommen, unruhig suchte ich noch die passende Kleidung zusammen, eine weiße Glanzhose hatte ich mir ja bereits gekauft. Ich probierte diese und jene Kombination aus, versuchte es als weißer Friedensmönch, klassisch, im Anzug, unauffällig, neonfarben und entschied mich schließlich für eine Kombination aus meinem besten Zwirn (dies sollte sich später als Fehler herausstellen) und meiner neuen Hose, die sich meinen Beinen wurstpellenartig anschmiegte. Herr Amaretto, selbstverständlich mit gehöriger Verspätung, hatte seinerseits ein gepflegtes Äußeres, dass thematisch irgendwo zwischen der Christian Anders´schen Karate- und Mönchsphase lag: Zeitloser Anzug, Casio-Armbanduhr, digital, sowie ein Einhornkettenanhänger schmückten seinen in Vorfreude versunkenen Körper.
Als Anreisemethode entschieden wir uns für den Zug nach Nirgendwo bzw. Dillingen. Am Bahnhof angelangt besorgten wir noch schnell das Nötigste an Getränken und begaben uns dann, bepackt mit Paderborner Pilsener (Jetzt auch in der Mehrwegflache) und Chantré (Amaretto war aus, Chantré passte optisch am besten zu uns) auf eine Fototour nie dagewesenen Ausmaßes.
Die neidigen Blicke der anderen Fahrgäste prallten an uns ab wie die Zeit an Christian Anders. Vorwärmen war jetzt angesagt und so reichten die Vorräte auch mal gerade noch so bis zum Bahnhof. Dort hatte vor uns die Legasthenieschule Differten ihren Jahresausflug gestartet und dieses Ereignis für die Nachwelt in künstlericher Form an den Wänden festgehalten.
Standesgemäß wartete vor dem Bahnhof bereits ein Mercedes mit laufendem Motor auf uns, einzig darauf bedacht uns schadenfrei und schnellstmöglich in die göttlichen Hallen zu befördern. Als dem Taxifahrer dann unser Äußeres erklärt und die Route beschrieben war waren die gefühlten dreihundert Meter bis zur Eislaufhalle auch schon überwunden, der Fahrer hiermit aber noch lange nicht entlassen. Herr Amaretto konnte nicht ausschließen, von ihm später noch ein 3D-Bild zu benötigen und so lichtete er ihn von allen Seiten solange ab, bis sichergestellt war, dass die Blitzlichter, die seine Augen trafen, diese für den Rest der Nacht unbrauchbar gemacht hatten.
Das Ziel unserer Reise war erreicht, wir standen vor der Halle, die für den Rest der Nacht unsere Heimat sein sollte. Es war ein bewegender Moment, Gänsehautatmosphäre, es war die Eissporthalle Dillingen.

Teil 3: Die Halle



Nachdem auch Herr Amaretto sein Ticket gelöst hatte, waren die letzten Zweifel verschwunden. Zu frisch waren noch die Erfahrungen bei einer ähnlichen Veranstaltung gewesen, als man uns den Zutritt zu den Flippers versagte. Die Türen standen uns offen, wir brauchten nur noch durch sie hindurch zu gehen. Der gesamte bisherige Tag war geprägt von Spekultationen darüber, ob uns dort mehrere Hundert oder doch mehrere Tausend Menschen erwarten würden. Wie sich herausstellte waren beide Schätzungen weit überzogen und so fühlten wir uns bald als Teil einer gut gemeint zweihundert Fans starken Menge. Diese jedoch hatte es in sich, vorallem aber um sich rum, die Halle nämlich. Sie war eindrucksvoll dekoriert, an ihrer Seite, nicht etwa am Kopfende, stand die Bühne, gut abgeschirmt von zwei greisen Wärtern, also jedermann frei zugängig. Über unseren Köpfen hing eine Diskokugel gigantischen Ausmaßes, das ganze Areal war abgeschirmt durch den Fangzaun der Eishockeyzone. Gegenüber der Bühne versorgten mehrere Getränke- und Nahrungsstände das nimmersatte Publikum mit kulinarischen Hochgenüssen wie Lasagne und Spaghetti, für die Francesco Napoli auf der Bühne (namentlich) warb. Je fünf Besuchern war eine Servicekraft zugeteilt, was die Alkoholaufnahme unsererseits stark beschleunigte. Kreisförmig um die Bühne aufgestellt waren dutzende Biertische und -bänke, fast alle schon reserviert und folglich für den restlichen Abend für uns unzugängig. Dieses Vorgehen war dem Publikum im Verlauf etlicher Pauschalurlauben indoktriniert worden: Steh mitten in der Nacht auf, leg dein Handtuch auf eine noch freie Liege und am Nachmittag gehört sie Dir! Unser Fehler, klarer Fall.
Gott sei dank hatte man darauf verzichtet die Eisfläche beizubehalten, denn der Abend dauerte etwas länger und fand für uns hauptsächlich stehend statt. Stehplätze gab es genügend, und so liegt auch der Verdacht nahe, dass die Servicekraft-zu-Besucher-Quote zuvor eher mit 1:50 kalkuliert worden war.
Den visuellen Orgasmus stellte das an die Bühne angegliederte DJ-Pult und insbesondere der darauf befindliche DJ nebst Arschkriecher dar. Dieser war für die musikalische Gestaltung der Pausen, insbesondere aber für das Anschalten der Playbackdateien auf seinem Rechner zuständig. Diese Aufgabe erledigte er in etwa 90% der Fälle fehlerfrei, die anderen 10% führten dazu, dass wir das eine oder andere Christian Franke Lied auch noch ein zweites mal zu hören bekamen.
Und so begann die Show...

Teil 4: Die Fans

Man kann nicht über ein Christian Anders Konzert reden, ohne die Fans zu erwähnen. Deshalb soll diesen hier ein kleiner Exkurs gewidmet werden.
Das Publikum war bunt gemischt, von jungen Damen bis hin zu der Generation mitte 50, die früher zu der Musik des Abends in ihrer Disko getanzt hatte. Naja, zumindest zu der von Christian Anders. Manchen sah man sehr deutlich an, dass sie auf ein bestimmtes Lied warteten, zu dem sie ihre heutige Frau 1970 zum ersten mal geküsst hatten, andere hingegen waren Freunde von Christian Andersens Bruder.

Diese wilde Melange kam jedoch bestens miteinander aus. Während die Alten tanzten, träumten die Jungen von Christian Franke, dem unbedeutenden Idol ihrer Zeit, der später die Masse für Christian Anders anheizen durfte, oder kauften sich bunte Wedelleuchten, deren Batterieleistung rechtzeitig zum Auftritt des Meisters versagen sollten.
Ganz vorne waren hingegen folgende beiden Herren: Der jüngere der beiden war so etwas wie der einsame Wolf, der seit 20 Jahren die Musikgeschichte verschlafen hatte.

Für ihn endete diese mit der dritten Hitsingle von Christian Anders. Ihm konnte kaum etwas schöneres passieren, als seinen Star hautnah in seiner Heimat zu haben, er hatte ihn schon etwa 35 mal auf seinen Bühnen begleitet. Der andere hingegen war seiner Frau abgehauen.


Nein nein, nicht im Sinne von Scheidung oder so, es war mehr ein "Entlaufen". Den Kopf voller Senilität reichten seine Gedanken gerade noch, um die alte Mundharmonika aus der Schachtel zu nehmen und sich damit aus der Wohnung zu schleichen, mitten hinein in das Konzert von diesem Dings, wie hieß der nochmal? Dieser Christian Anders, der mit dem Mundharmonikajungen. Und diesem Playbackhasen auf der Bühne blies er, in der ersten "Reihe" stehen, das ganze Konzert hindurch sein Instrument um die Ohren, forderte ihn LAUTSTARK auf, endlich das gewünschte Lied zu präsentieren und überreichte ihm schließlich, als dieser aufgab und das fremde Lied, welches sich zufällig in der Karaokesammlung befand, spielte, seine Tröte und wollte ihn spielen sehen. Angewiedert, soviel darf ich von dem Konzert vorweg nehmen, machte Christian Anders einige Andeutungen von Harmonikaspielen, etwa so, wie wenn man die Sandsuppe "probiert", die die Kinder im Sandkasten "gekocht" haben, und gab die Sabberpfeife zurück. Der Greis war nun seelig, was er in der nächsten Sekunde allerdings schon nichtmehr wusste, und Christian Anders fragte sich, warum er eigentlich noch arbeiten muss.
Dann gab es noch den Kirmesstand, an dem man die eingangs bereits erwähnten Leuchtapperaturen erwerben konnte. An jenem Stand arbeiteten zwei Boxbahnbauer auf Winterurlaub, aber auch hier sagen ja Fotos mehr als tausend Worte.


Im Prinzip wäre es auch nicht all zu kompliziert, auf die Gäste einzeln einzugehen, aber lieber lass ich´s sein und rede fortan über das Konzert selbst...



Teil 5: Die Vorhut


Der erste Künstler, den wir - bedingt durch spätes Erscheinen - zu Gesicht bekamen war ein gewisser Herr wieauchimmer . Dieser war wie sich herausstellte offensichtlich in seiner Hauptfunktion ein Dillinger Eisdielenbesitzer, der sein Hobby zum Hobby machte und nun auch mal singen darf. Wie oft im Leben er derart große Bühnen betritt ist nicht überliefert, mangelndes Engargement kann dem guten Mann jedoch nicht nachgesagt werden. Wie ein wildgewordener Stier stand er einfach so auf der Bühne herum und sang.
Er sang von Liebe, er sang von Schmerzen, er hatte Schmerzen. Weitere Themengebiete waren insbesondere Heimat, Kindheit, wieder Liebe und besonders großer Schmerz, wahrscheinlich Trennungsgeschichten. Ganz genau wurde dies nicht klar, da wir beide des Italienischen nicht mächtig sind. Vor soviel Leid, wie es der covernde Eisbecher-Romeo versprüte schoss neben dem Schmerz auch noch eine Unmenge an Schweiss aus ihm heraus, mittenhinein in seine unglaubliche Jacke, die in bunt gut in Sgt. Peppers Kapelle gepasst hätte.
Mit ihm endete auch schon das Aufwärmprogramm, auch wenn er später noch einmal mit einem der "echten" "Stars" spielen singen durfte, und der Abend kam zu den großgedruckten Namen auf der Karte, allen voran Christian Franke.
Dieser gründet seine Existenzberechtigung sehr wahrscheinlich darauf, dass er vor Jahren mal bei Super RTL im Schlagerklub einen trällern durfte. Auch seiner eigenen Homepage ist nur wenig interessantes zu entnehmen, außer dass er sein Lebensziel ("Star werden") auf ganzer Linie verfehlt hat. Aufschlussreicher hingegen ist die Seite seiner Fans, sie verrät nämlich auf welchen großen Bühnen der Star so steht. Auf einer früheren Homepageversion stand sogar seine Gehaltsforderung und die war lächerlich niedrig, für das Gebotene aber ein schlechter Scherz. Wie bereits erwähnt wurde eben jener Franke erstes Opfer des DJ´schen Unvermögens, was um ein Haar dazu geführt hätte, dass er ein Lied zweimal hätte singen sollen. Wütend fuhr er den armen, unfähigen Computerbediener an, so dass sich folgendes Fazit ergibt: Christian Franke ist ein verbittertes, vom Leben enttäuschtes Arschloch.
Drum schnell weiter mit Künstler Nummer 3, und damit dem unmittelbaren Vorprogramm von Christian Anders: Francesco Napoli, dem Roberto Blanco unter den deutsch-Italienern. Jessy, wie seine Fans oder zumindest ich ihn jetzt mal nennen, ist was Herr Eisdielenbesitzer erst noch werden muss. Er ist ein Charmeur, Frauenliebhaber und -versteher und ebenfalls Homepagebesitzer. Wunderbar schleimig leitete er durch den Abend, und holte als besonderes Highlight mehrere junge Damen auf die Bühne,die er nach Oberweite wahllos auswählte, um mit ihnen zusammen seinen größten Hit zu performen. Bei einer der Damen gab es offenbar eine "freundschaftliche" Beziehung zu deren Mutter ("Ah, du bisse, habbe dich garnicht erkannt, was machte die Maama?"), die anderen machten mit, weil sie ohnehin keine Freunde hatten. Eine von ihnen kennt man ja noch aus schlimmeren Zeiten.

Den Höhepunkt der Performance schließlich bildete eine nicht enden wollende Version von "vamos a la playa". Das Publikum war verzückt und wir entsetzt, denn die Uhr zeigte mitlerweile eine Zeit deutlich jenseits von 1 Uhr an. Doch dann endlich kam ER...


Teil 6: Die Predigt


Die Nacht wurde länger und länger. Herr Amaretto und ich klauten aus Langeweile unabhängig voneinander noch schnell 2 Flasche Rotewein, denn irgendwie fehlte der Nervenkitzel. Niemand wollte uns rauswerfen und auch unser äußerses Erscheinungsbild passte viel zu gut zu dem der restlichen Gäste. Irgendwann macht es dann auch keine Spass mehr dem Auditorium zu erzählen, wie toll doch Christian Anders ist und sich mit ihnen über sein Gesamtkunstwerk zu verständigen. Mit dem Fotografen vor Ort, dessen Auge direkt mit seinem Okular verwachsen war und um dessen Gesundheitszustand wir uns bisweilen ernste Sorgen machten (stehend tot), unterhielten wir uns noch über dies und das, er kannte uns noch von unserem Besuch bei der Münchener Freiheit und hielt uns wohl für Vertreter seines Standes. So wollte er wissen, ob wir denn übermorgen auch zum Bostalsee kämen, was auch immer dort gewesen sein mag, wir jedenfalls verneinten mit dem Verweis auf noch Größeres, dem wir zeitgleich beizuwohnen gedächten. Durch das lange Warten hatten sich unsere Zungen inzwischen vom Zustand des Gelockertseins weiterentwickelt zu grenzenloser Laberei. Als wir schon nichtmehr daran glauben mochten - die Uhr schritt unaufhaltsam der 2 entgegen - ergriff der DJ das Mikrofon. Er verkündete, was nun passieren werde, doch niemand hörte mehr hin, die Massen sprangen Richtung Arena, die ersten Reihen waren binnen Sekunden besetzt und es erforterte einiges an Dreistigkeit unsererseits um uns den gewünschten Platz zu sichern. Nebel zog über die Bühne, Lichter zuckten, aus dem Himmel herabgestiegen nur für diesen einen Abend kam er angeschwebt. Ladys und Gentleman: Christian Anders!!!


Die Masse kreischte derart laut, dass unsere aus tiefster Seele dringenden Lanoo-Rufe unterzugehen drohten. Da war er, direkt aus anderen Sphären, eins siebzig groß und mit Turnschuhen, hoppla, er war ein Mensch. Aber was für einer. Er spielte sie alle, all seine Hits, wir bekamen zunächst aber nicht von alldem mit, wir mussten weiter und weiter Lanoo brüllen. Dies nahm er wahr, er wusste, wo seine wahren Jünger standen. Die anderen nicht ganz so wahren Jünger resp. Fans des Sängers Christian Anders hingegen waren mehr und mehr entnervt von dem Gebrülle aus unserer Ecke und versuchten sich unserer mit Hieben und Schubsern zu entledigen. Wir hingegen ölten unsere Stimmen mit dem eben errungenen Messweins und brüllten weiter. Zwei einzelne Junge Damen wagten dann doch die Frage, was um Himmels Willen wir den da riefen. Wir erklärten es kurz und fuhren fort. Zu "Geh nicht vorbei als wär´nichts geschehen" riss er sich unter dem frenetischen Jubel des Publikums sein Haarband aus dem Schopf, wir unterbrachen die Lanoo-Rufe nur um seine Hits mitzusingen.


Ein Feuerwerk an Licht und Nebeleffekten hüllte die Bühne in biblisches Ambiente. Uns war klar: Die Halle wird nicht ohne ein Bild mit dem Meister verlassen. Ein harscher Versuch in die erste Reihe vorzustoßen endete mit blauen Flecken und so versuchten wir unser Glück am Rande der Bühne. Dann passierte das, was einfach passieren musste: Sämtliche Batterien in beiden Fotoapperaten gingen gleichzeitig zu Neige. Die Predigt war beendet, ich sprang auf die Bühne um den Meister abzufangen. Diesen hatte Herr Amaretto unterdessen bereits aufgehalten und so luden sich die Batterien bei einer Handberührung mit ihm wie durch ein Wunder wieder auf.



Es war vollbracht, wir hatten die gewünschten Fotografien erstellt, unser Herzschlag hatte ein Maximum erreicht, unsere Pflicht war erfüllt!



Teil 7: Die Nachwehen

Wer hätte gedacht, wieviel man doch für ein Taxi ausgeben kann...
Beim Verlassen der Halle besorgte ich uns zuerst mal eine Fackel. Wer weiß, wozu man die noch braucht im dichten Dillinger Wohngebietgewirr. Wer konnte schon sagen, ob uns die noch immer brodelnde Masse nicht doch noch lynchen wollte, da war es nie falsch Feuer zu haben. Wie sich dann allerdings zeigte, folgte uns weder ein düsterer Anders-Mob, noch mussten wir uns in irgendeiner Weise Sorgen um die Ausleuchtung der Straßen machen, da verrichteten die Laternen schon gute Arbeit. Bis wir kamen. Denn wozu braucht man denn Licht, wenn man Fackeln hat, und wozu hat man denn Füße, mit denen sich Strom sparen bzw. eine Laterne ausschalten lässt? Dillingen versank im Dunkel.
Jetzt war es an der Zeit das Erlebte jemandem zu erzählen. Wie gut, dass Kollege Schrottblogger grade um die Ecke wohnt und Besitzer einer Haustürklingel ist. Erstaunlicherweise öffnete sich die Tür allerdings auch nach 15minütigem Dauerfeuer seitens Herrn Amarettos nicht und so zogen wir weiter. Hier allerdings war der kritische Punkt, an dem ich glaubte ein prima Artist zu sein. Dies demonstrierend spielte ich mit der Fackel, drehte sie, warf sie, und schwubs war klar, dass es sich um eine Ölfackel handelte, deren Inhalt nun vollständig auf meiner (besten) Jacke war. Dort stank er als gäbe es kein Morgen, während wir in einer Dillinger Kneipe (mir) unbekannten Namens ein Bier und ein Taxi bestellten. Beides kam unverzüglich und so summierten sich die Kosten des Abend auf Rollings Stones-Niveau.
Nach einem letzten Abendmahl trennten sich dann unsere Wege, wir waren glücklich und freuen uns schon jetzt auf die Flippers 2007.
Fin

Nachtrag:
Das Video vom Lanoo

1 Comments:

Blogger rosa said...

Ich weiß ja, ich bin spät dran, aber nun hab ich's doch endlich mal gelesen, undzwar komplett, was nun wirklich kein großes Opfer war, denn dein report ist echt unterhaltsam. Einfach saugut... "Nicht in der U-Bahn lesen! Gefahr des lauten Auflachens!" - Daily Mirror

10:57 PM  

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